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  aus: Dietmar Hann - Bernd Lunghard  
  Der ungeliebte Amadeus und andere Kriminalgeschichten  
 
Der Anfang der ersten Geschichte mit dem Titel:

Kommissar Opa

„Der war‘s, der Dicke dahinten. Der ist der Mörder. Könnt ihr Gift drauf nehmen!“
Opa Werner stand schon eine Weile unbemerkt in der Tür. Ihm reichten wenige Szenen eines Krimis, um todsicher den Täter vorhersagen zu können. Da er seine Ermittlungsergebnisse nie für sich behielt, mündete fast jeder Krimiabend in einen handfesten Familienkrach.
„Werner!“, herrschte ihn Oma Helga an.
„Mensch Papa, du kannst einem wirklich jeden Krimispaß verderben. Setz dich draußen auf die Hollywoodschaukel, lies ein gutes Buch und lass uns in Ruhe den Film anschauen“, wies Tochter Rosalie den Vater ruhig, aber bestimmt zurecht.
Schwiegersohn Frank sagte nichts. Er goss sich ein Glas mit Wodka voll, trank es in einem Zug aus und verzog sich auf die Terrasse, um zu rauchen.
„Ja, hau bloß ab, Opa. Wir haben uns so auf den ‚Tatort‘ gefreut und du, du versaust uns wieder die ganze Spannung.“ Enkelin Eileen standen Tränen in den Augen.
„Ey, Alter, verpiss dich endlich!“, rief Enkel Maik.
„Aber Maiiik!“, entsetzten sich Oma Helga, Mutter Rosalie und Schwester Eileen.
Vater Frank zog grimmig an der Zigarette. Er hasste seinen Schwiegervater. Irgendwann, dachte er, wirst du für deine Bosheiten büßen.
Kriminalhauptkommissar a. D. Werner Gattermann ließ alles an sich abprallen. Vierzig Jahre lang hatte er kleine und große Gauner gejagt, musste viel Leid und Elend bei den Opfern erleben und war sogar zweimal angeschossen worden. Er wusste genau, dass der Job eines Kriminalkommissars kein Vergnügen war, sondern harte, entbehrungsreiche und mitunter sehr gefährliche Arbeit bedeutete. Und deshalb konnte er nicht begreifen, dass sich viele Menschen mit großem Vergnügen von Mord und Totschlag im Fernsehen unterhalten ließen. Leider auch seine Familie. Außerdem gingen ihm alle Fernsehkommissare total auf den Sack, weil sie seiner Meinung nach stümperhaft ermittelten, sich wie Wildsäue im Straßenverkehr verhielten und es auch sonst mit den Gesetzen nicht so genau nahmen.
„Na, ihr Lieben, jetzt wo ihr wisst, wer der Mörder ist, könnten wir doch eigentlich ‘ne Runde Skat kloppen ...“
„Raaaus“, brüllten Oma Helga, Tochter Rosalie, Enkelin Eileen, Enkel Maik und sogar Schwiegersohn Frank auf der Terrasse.