Sudelede war eine bewusst abfällige Bezeichnung für Karl Eduard von Schnitzler, dem Chefkommentator der Aktuellen Kamera, wie sich die Nachrichtensendung des Fernsehens der DDR nannte. Allgemein wird angenommen, dass dieser Spitzname im Volksmund entstanden oder von Wolf Biermann erfunden worden sei. Biermann hat den Begriff zwar in seiner „Ballade von den verdorbenen Männern“ verwendet, aber Karl Eduard von Schnitzler hat immer betont, dass der Spitzname eine Erfindung des RIAS gewesen sei.
Karl Eduard von Schnitzler war den meisten Menschen extrem verhasst. Ein Grund dafür war, dass die Gerüchte, die sich um seine Person rankten (mehrere Scheidungen und Wiederverheiratungen, sieben Stück sagte man ihm nach) sowie sein verschwenderisches Auftreten in der Öffentlichkeit gar nicht mit den kommunistischen Idealen, die er immer predigte, übereinstimmten.
Der Hauptgrund war jedoch seine Tätigkeit. Er war Autor und Kommentator der Sendung „Der schwarze Kanal“. Anliegen der Sendung war es, das Westfernsehen der Lüge sowie der böswilligen Propaganda zu überführen. Dazu wurden Ausschnitte aus politischen Magazinen, Nachrichtensendungen und Reden von Politikern aus dem Zusammenhang herausgerissen und so zusammengeschnitten, dass sie im Vergleich zu anderen Ausschnitten und Äußerungen scheinbar im Widerspruch standen bzw. eine deutliche Absicht, der DDR zu schaden, erkennen ließen. Oberflächlich besehen war diese Argumentation sogar ziemlich schlüssig, weshalb es vor allem Funktionären eine moralische Pflicht war, diese Sendung am Montag Abend zu verfolgen, um Argumente mit dem Zweck zu sammeln, in „schädlichen“ Diskussionen bestehen zu können.
Der normale Bürger hasste diese Sendung und ihren Moderator aus ganzem Herzen, denn wer die zusammengeschnittenen Sendungen im Original im Westfernsehen gesehen hatte, erkannte sofort, wie im Schwarzen Kanal manipuliert wurde. |