FISCHKÖPPE
 
 

Die kleine DDR war wiederum doch so groß, dass in den unterschiedlichen Landesteilen auch eine Reihe unterschiedlicher Dialekte gesprochen wurden. Die Gründe dafür waren natürlich weit vor der Gründung der DDR zu suchen.

Der einfache, nicht sprachhistorisch geschulte Bürger teilte die DDR sprachlich jedoch nur in drei Teile ein. Jeder, der kein reines Hochdeutsch sprach, ick statt ich sagte und mir und mich verwechselte, wurde automatisch Berlin oder dem Umland von Berlin zugeordnet.

Alles was im Norden wohnte und mit singendem mecklen- burgischen Tonfall kommunizierte, waren die Fischköppe.

Wer weder berlinerte noch ein Fischkopp war, konnte für Fischköppe und Berliner nur ein Ausländer oder ein Sachse sein.

Obwohl sich das Sächsische, Thüringische, Vogtländische, die Lausitzer oder andere Mundarten nicht nur geringfügig, sondern deutlich von einander unterschieden, differenzierten die Fisch- köppe und Berliner nicht, das waren alles Sächsisch, basta.

Ein Thüringer beispielsweise sah das ganz anders. Er war hochgradig beleidigt, stufte man ihn als Sachse ein.

In den letzten Jahren der DDR hatte es der Berliner nicht mehr so einfach, sich als solcher zu behaupten, denn die Hauptstadt war massiv mit Sachsen unterwandert.