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  5. Erinnerungen auf Platt  
  a. Preester un sien Hund  

Diese „Geschichte“ hat mir dereinst mein Vater erzählt:

„Du kennst doch woll unsen olln Preester. De har joa ok'n Hund, de äm överall hinner her lööp. So wöär he ok mitkoamn to‘n Begräwnis. All elln Wiewer stünn so rümmer üm dät Graw un roortn, weit Preester so good prädicht har. Un ümmer löpt sien Hund mang de Lüed üm rüm. Groad as he bi oll Schröderschn is, böört he‘d Been in‘d Höcht un pisst er an er Woae. Schrödern wunnert sik, wat er doa so warm an dät Been doal löpt, un stött'n Hund mit'n Foot wech un schimpt ganz lies: ‚Du Swien‘.

Oll Preester füng nu an sik to wunnern, worüm de Lüed mit eens keen Andacht mehr harn un all bät grienten. De harn dät joa sehn un hört, un jed een wär tofrädn, dät äm dät nich mallört wäer. Un doarüm grientn ‘s nu all. Blos oll Schrödern nich, de wöär nich danoa to Moot.

Har‘d Preester bäter up sien Hund acht gäm, har he ok wüßt, worüm 'd Lüed, anstäe to roorn, nu up ens grinsen dän.“

Und hier die Übersetzung ins Hochdeutsche: Du kennst doch unsern alten Pastor. Der hatte ja auch einen Hund, der ihm überall hin folgte. So war er auch zu einer Beerdigung mitgekommen. Die alten Frauen standen am Grabe und weinten, weil der Pastor so schön gepredigt hatte. Die ganze Zeit über lief der Hund umher. Gerade, als er bei der Schrödern ist, hebt er sein Bein und berieselt ihre Wade. Schrödern stößt den Hund mit ihrem Fuß von sich und schimpft leise: „Du Schwein!“

Der Pastor wundert sich, warum die Leute, statt andächtig seinen Worten zu lauschen, nun alle grinsten. Die aber hatten ja alles gesehen und gehört, und jeder war zufrieden, dass nicht ihm dieses Malheur passiert war. Darum lächelten sie nun zufrieden und schadenfroh. Nur die alte Schrödern nicht. Der war danach nicht zu Mute.

Hätte der Pastor besser auf seinen Hund geachtet, hätte er gewusst, warum die Leute anstatt zu weinen auf einmal grinsten.