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  3. Sitten und Bräuche  
  e. die Osterzeit  

Heute gibt es auch nicht mehr den Brauch des Osterwasserholens. Aus mehreren Gründen.

Wie ich schon an anderer Stelle vermerkte, führt die Rose [im Heimatdorf Rosenhagen - D.H.] kaum noch Wasser. Und die völlig neue Lebensart der Landbevölkerung, beeinflusst von der sozialistischen Ideologie [in der DDR-Zeit], hat [sich nachteilig auf die Sitten und Bräuche ausgewirkt und sie] grundlegend verändert.

Mit dem Osterwasser verhielt es sich so: Am Ostermorgen, schon in aller Frühe, musste es aus der Rose Wasser geschöpft werden. Dabei durfte aber um Himmelswillen kein Wort gesprochen werden, die Wirkung des Wasser wäre dann verdorben.

Junge Mädchen wuschen sich mit diesem Wasser, es sollte der Schönheit dienlich sein und der Gesundheit. Obendrein sollte es auch noch Glück bringen. Man musste nur fest daran glauben. Geschadet hat es niemand. Sehr im Gegensatz zu heute, war zu jener Zeit das Wasser unserer Bäche, Flüsse und Seen noch sauber und rein!

Selbst das Vieh wurde mit diesem Osterwasser bespritzt, es sollte Seuchen fern halten.

Für uns Kinder war die Vorbereitung auf Ostern, jedenfalls aus unserer Sicht, viel aufwendiger und anstrengender als für die Erwachsenen. Am Ostersonnabend wurde aus dem Wald schönes frisches Moos geholt. Das wurde für den Bau der Osternester benötigt. Mindestens ein ganzer Sack voll wurde gebraucht. Der Hofplatz war genügend groß, eine Anzahl Nester zu bauen. Da der Osterhase bereits am sehr frühen Morgen zu kommen pflegte, mussten die Nester natürlich am Abend davor bereits hergerichtet werden. Aber auch nicht zu früh, damit die Hühner nicht noch darin scharren konnten. Wenn es unter uns Kindern auch sonst keine Langschläfer gab, an diesem Tag waren wir besonders früh aus den Federn. Galt es doch, die vielen bunten Eier zu suchen. Natürlich freuten wir uns auch auf Eier aus Schokolade. Davon gab es allerdings nicht sehr viel. Das Wichtigste waren eben die buntgefärbten Hühnereier.

Besonders aufregend und schön fand ich immer den Osterspaziergang am Nachmittag des Ostersonntags. Froh gelaunt spazierten Jung und Alt zum Schwarzen Berg. Fast könnte man glauben, Goethe hätte den Schwarzen Berg im Sinn gehabt, als er seinen „Osterspaziergang“ schrieb. Aber der [...] Dichterfürst war erwiesenermaßen nie in Rosenhagen gewesen. Ja, ich bin sicher, er wusste nicht einmal, dass es dieses Dorf überhaupt gibt. Ein Gewimmel war es dennoch; und ganz besonders, wenn es die wärmende Frühlingssonne an diesem Tage recht gut meinte.

Die Kinder waren mit Eiertrudeln, den 81 Meter hohen Berg hinunter, beschäftigt, während die Alten sich über diese und jene Alltagsgeschichte zu erzählen hatten.

Ließ es das Wetter einmal nicht zu, den Berg zu besteigen, was leider auch vorkam, dann war es nur ein halbes Osterfest.