zurück zur Startseite    
  3. Sitten und Bräuche  
  b. Adventszeit  

Eine tolle Zeit war sie schon, die Weihnachtszeit und auch die Zeit davor und danach. Bereits am ersten Adventssonntag besuchte uns Kinder der Rumpsack. Der hatte große Ähnlichkeit mit dem Weihnachtsmann, manchmal auch ein bisschen mit einem Onkel oder einer Tante aus unserer großen Familie. Aber darüber nachzudenken, war keine Zeit. Wir wurden schon in Bewegung gehalten. Meist kam er, wenn wir darauf überhaupt nicht vorbereitet waren: so ganz überraschend. Und, wenn der Rumpsack Glück hatte, meistens hatte er, überraschte er uns, wenn wir gerade einen Streit, wie er nun mal unter Brüdern üblich ist, miteinander auszufechten hatten. Dann klopfte er plötzlich an die Tür, schwang seine Rute und kam herein.

Rauszukommen war für uns Kinder nicht möglich, das hätte sich auch keiner gewagt. Aber unterm Tisch war ja auch Platz, mindestens für einen von uns. Während der „Mutige“ (mutig aber nur, weil er unterm Tisch keinen Platz mehr gefunden hatte) bereits sein Weihnachtsgedicht aufsagte oder ein Weihnachtslied singen durfte, wurde der andere unterm Tisch ein wenig mit der Rute „gestreichelt“, bis auch er den Mut fand, herauszukommen. Mit dem Versprechen, auch künftig immer recht brav und artig zu sein, gab‘s dann ein paar Äpfel und Nüsse, manchmal auch Pfefferkuchen (Päpernööt). Die Freude war groß, weil diese Gaben vom Rumpsack kamen. Dass auf dem Tisch die gleichen Äpfel und Nüsse standen, war völlig unwichtig [...].

Vom ersten Advent bis Weihnachten ist die Zeit so unendlich lang. Zumindest wir Kinder empfanden es so. [...] Ja, und in dieser unendlich langen Wartezeit der Vorweihnacht, wiederholte sich der Spaß mit dem Rumpsack noch einigemal. Allerdings war der Spaß meist auf der Seite des Rumpsacks. Aber es gehörte nun einmal dazu.