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  3. Sitten und Bräuche  
  a. zu Sylvester  

Außer dass Sylvester schon immer der letzte Tag des Jahres war, und deshalb auch mehr oder minder besinnlich begangen wurde, war an diesem Tag sonst nichts Besonderes.

Hier und da fand sich einer, der beim Bleigießen sein Glück versuchte, sein Schicksal aus den Figuren abzulesen, die sich beim Eintauchen des flüssigen Bleis in Wasser bildeten. Solche „Schicksalsspiele“ gab es aber meist nur in geselliger Runde unter den jüngeren Leuten. Und man glaubte sogar daran.

Um Mitternacht läuteten die Glocken das neue Jahr ein. Vereinzelte Böllerschüsse waren zu hören. Bei Weitem aber nicht so wie heute, dass an jeder Straßenecke ein mehr oder minder kostspieliges und brillantes Feuerwerk abgebrannt wird.

„Ämd häw ik upt Stroat een droapn, de har sovöal Näsen, as noch Doag int Joar sünd.“ (Eben habe ich auf der Straße einen getroffen, der hatte so viel Nasen, als noch Tage im Jahr sind.) So oder ähnlich versuchten am Silvestermorgen die Erwachsenen, uns Kinder auf die Schippe zu nehmen.

Wenn wir am Silvester „knallen“ wollten, klauten wir uns aus Vaters Karbidbüchse ein paar Brocken Karbid. Eine alte Blechdose oder ähnliches fand sich immer. Karbid rein, etwas Wasser drauf, die sich entwickelnden Gase mit einem Streichholz entzündet, das ergab einen herrlichen Knall. Aber dieser Spaß war bedeutend aufwendiger als der Umgang mit Knallerbsen, Krachern und Raketen.

Statt in die Disco (die gab es damals noch nicht), ging es allenfalls zum Silvesterball. Da war nicht nur die jüngere Generation, sondern vielmehr auch die „reifere Jugend“ so etwa bis achtzig, vertreten. Der Silvesterball war vielerorts der Auftakt zu den im Januar und Februar folgenden Maskenbällen. Sage mir keiner, Karneval zu feiern verstünde man nur am Rhein! Nichts anderes als Karneval, nur auf eine andere Art, waren diese Bälle. Nur gab es keine Festumzüge oder dergleichen mehr. Aber zu feiern verstanden die Alten eben auch.