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  2. Erinnerungen an die Kindheit und Jugend auf dem Bauernhof  
  o. Wer arbeitet, muss auch essen und trinken  

Landarbeit, das war sehr harte Arbeit. Von früh bis spät. Und es gab weder große Pausen noch einen Achtstundentag. Alle blieben den Tag über auf dem Feld. Das Frühstück wurde gleich morgens auf dem Hinweg mitgenommen. Ein weißes Leinentuch auf den Boden gelegt, ersetzte den Tisch. Jeder aß seine bereits fertigen Stullen und trank dazu seinen Topf Kaffee aus gebrannter Gerste. Zur Stärkung wurde meist eine „Steenkruk“ (das ist eine dickbauchige Steingutflasche) mit „Schluck“ (=Schnaps) herumgereicht. Das frischte auf. Den nächsten Schluck gab‘s erst nach dem Mittagessen, das ebenfalls auf dem Feld eingenommen wurde.
Noch früher, etwa um die Mitte des 19. Jh. gab es für den Transport und die Aufbewahrung des Branntweins kleine Holzfäßchen. Sie hatten so an die fünf Liter Fassungsvermögen. Bei meinem Urgroßvater stand noch so ein Fass, das aber nicht mehr seinem eigentlichen Zweck diente, sondern von uns Kinder als „Fußbank“ benutzt wurde. Dieses Gefäß nannte man „Lechel“.
Das Mittagessen wurde zu Hause zubereitet. Meist trugen wir Kinder es dann aufs Feld.
„Beern un Klüüt“ (Birnen und Klöße), die ich auch heute hin und wieder selbst einmal koche, wurden von allen gern gegessen.
Ein weiterer kulinarischer Leckerbissen waren die „Tüffeln mit Broadels“. Broadels werden aus Nieren, Lunge, Herz und Kopffleisch hergestellt. Auch Pansen fand Verwendung. Ich kann nur sagen, dass ich dafür jeden noch so vorzüglich zubereiteten Gulasch stehen lassen würde.
Aber leider werden solche alten Rezepte kaum noch beachtet. Schade drum!

Auch bei den Getränken in der warmen Jahreszeit hat es im Laufe der Jahre einen grundlegenden Wandel gegeben. Heute muss es mindestens Cola, Sprite oder Fanta sein oder weiß der Himmel, was es noch alles gibt. Zu meiner Zeit kam in den Sommermonaten regelmäßig in jeder Woche ein Wagen aus der Brauerei ins Dorf gefahren. „Malzbier! Braunbier“, rief der Fahrer lautstark vor jedem Gehöft. Davon wurde meist je ein Eimer voll gekauft. Beides zusammen wurde mit Hefe angesetzt, ein paar Tage stehengelassen, dann durch ein Tuch abgegossen und auf Flaschen gefüllt. Kühl getrunken, war das ein wahrer Genuss, keines unserer heutigen handelsüblichen Getränke hätte damit konkurrieren können.

Ein ebenfalls sehr beliebtes Erfrischungsgetränk war der Holundersekt. Holunderblüten wurden gewaschen und in einen mit Wasser gefüllten Eimer getan. Dem Wasser gab man Zitronen und Zucker hinzu. Das ganze blieb einige Tage stehen, wurde dann durch ein Tuch gegossen und auf Flaschen gefüllt. Nach gut einer Woche war das Getränk fertig. Es erfrischte nicht nur, es schmeckte auch vorzüglich. Weil es aus der Flasche wie Sekt hervorsprudelte, erhielt es wohl diesen Beinamen.