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  2. Erinnerungen an die Kindheit und Jugend auf dem Bauernhof  
  g. Zuckerei, Speck und frische Milch  

Ich hielt mich sehr viel im Hause der Großmutter auf. Als kleiner Stepke sorgte ich stets dafür, dass auf keinen Fall vergessen wurde, die Hühner zu Füttern. Das hatte natürlich seinen Grund: Immer, wenn die Hühner ihr Futter bekommen hatten, wurden die am Tag gelegten Eier aus den Nestern genommen. Als Belohnung für diese „Arbeit“ durfte ich immer ein Zuckerei essen. Meine Großmutter oder meine Tanten sorgten aber dafür, dass ich nicht mehrmals am Tag Futter streute. Ich nehme an, die Hühner hätten so viel Futter nicht vertragen!

Abends gab es, außer an den Wochenenden, stets warmes Essen. Besonders beliebt waren Bratkartoffeln mit Milchsuppe. Die Bratkartoffeln mit viel Speck, versteht sich. Wenn der Speck für die Kartoffeln geschnitten wurde, stand ich am Tisch und stibitzte immer ein Stück nach dem anderen, bis mir schließlich gesagt wurde: „Nu müsst öwer uphörn, süns hemm‘w keen Speck mehr för de Tüffeln.“ (Nun musst Du aber aufhören, sonst reicht der Speck nicht mehr für die Kartoffeln.)

Milch trinke ich auch heute noch sehr gern. Aber im Gegensatz zu früher, da ich sie kuhwarm trank, muss sie heute schon aus dem Kühlschrank kommen. Ich fand mich regelmäßig und pünktlich zur Melkzeit im Kuhstall ein, um eine Tasse frisch gemolkener Milch zu trinken. Natürlich bekam ich die auch immer. Aber eines Tages, als ich meinen sechsten Geburtstag bereits vergessen hatte, hieß es: „Da steiht de Kouh; wenn du Melk drink‘n wist, mütst Du di rünner sett'n un an de Tittn treck'n un bät drückn, denn kümmt de Melk.“

Ich kann nicht sagen, dass es mir großen Spaß bereitet hat, denn die Kuh wusste sehr wohl, dass sie nichts von mir, sondern dass ich etwas von ihr wollte. Entsprechend war auch ihr Verhalten mir gegenüber. Wie oft ich den Kuhschwanz um die Ohren bekam, weiß ich nicht. Ich habe es nicht gezählt. Aber dass es nicht angenehm war, mit der durchaus nicht sauberen Schwanzquaste „gestreichelt“ zu werden, das habe ich recht schnell mitbekommen.