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  2. Erinnerungen an die Kindheit und Jugend auf dem Bauernhof  
  f. Knieperkohl - ein Prignitzer Nationalgericht  

Ein anderes Gericht, das erst durch stundenlanges Brutzeln in der Bratröhre derart hervorragend schmeckte, wie man es heute auf dem Herd nicht mehr annähernd so zu zaubern vermag, war das „Nationalgericht“ der Prignitzer, der Knieperkohl oder Surnknieper, wie er auf Platt genannt wird.

In keiner anderen Gegend habe ich bisher dieses Gericht entdecken können. Leider sind die Alten fast ausgestorben, die es so meisterhaft verstanden und es sich auch nicht nehmen ließen, Surnknieper herzustellen. Es ist ganz einfach!

Im Herbst wird der dazu benötigte Stangenkohl geerntet. Die großen grünbraunen Blätter werden abgepflückt und geschnitten. Hinzu kommt die doppelte Menge Weißkohl. Die Weißkohlköpfe (möglichst feste) werden geraspelt und danach werden die beiden Kohlsorten gut vermischt. Im Kessel wird anschließend alles gar gekocht. Das Kohlwasser wird abgegossen. Ist der Kohl genügend abgetrocknet, beginnt das Einstampfen. Dazu hatte man das Surnknieperfat. (Ein großer Steintopf tats aber auch.) Die erste Schicht wird fest eingestampft, dann eine Handvoll Salz und Weinreben darauf verteilt. So geht es weiter, Schicht für Schicht. Zum Schluss wird der Kohl mit einem sauberen Leinentuch abgedeckt. Darüber werden passrecht zugeschnittene Bretter gelegt, die mit einem Feldstein beschwert werden, um den Kohl zu pressen. Nun beginnt der Prozeß des Säuerns. Wenn das Kohlfaß warm steht, ist der Surnknieper in vier Wochen fertig.

Bevor er auf den Tisch kommt, gibt man eine ordentliche Portion fettes Schweinefleisch hinein. Auf den Boden des Schmortopfes werden zuvor ein paar Scheiben Speck gelegt. So vorbereitet, wurde der Schmortopf in die Röhre gestellt, wo er dann bis zum Auftragen vor sich hin brutzelte.

Am besten schmeckt der Suernknieper ganz heiß mit Pellkartoffeln. Schaden kann es nicht, wenn gewissermaßen als Krönung nach der Mahlzeit mit einem Glas Klaren oder Weinbrand nachgespült wird.

Für mich ist dieses Gericht fast ein Festessen.