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  2. Erinnerungen an die Kindheit und Jugend auf dem Bauernhof  
  c. Brot backen  

Ein Gebäude, das auch zum Hof gehörte, aber etwas abseits lag, will ich nicht vergessen zu erwähnen, das Backhaus.

Backöfen heißen im Prignitzer Platt: Backoam, Backhuus, Backschur. Der Backofen befindet sich im Backhaus oder in der Backschauer, d.i. eine überdachte Backofenanlage. Alle zwei bis drei Wochen wurde − meist zum Wochenende − gebacken: Roggenbrot, Weißbrot (Stuten) und Blechkuchen.

Zum Backen benötigte man folgende Geräte: Den Backtrog, ein eineinhalb Meter langer hölzerner Trog, in dem der Teig angerichtet wurde. Die Backmoll, (Backmolle, kleiner als der Backtrog), eine aus einem Stück Weichholz gefertigte Mulde in der die geformten Brotlaibe zum Aufgehen gelegt wurden. Auf dem Backbrett werden die Brote getragen. Mit der Oamkrück (Ofenkrücke) wurden die Glut und die Asche aus dem Ofen gezogen. Der Strohwimo (Strohwisch) − eine Art Besen aus Stroh an einer Stange, diente zum Auswischen des Ofens. Mit dem Oamschower (Ofenschieber) wurden die Brote in den Ofen hineingeschoben und herausgezogen. Um die Kuchenbleche abstellen zu können, wurde ein Kouknstänner (Kuchenständer) benötigt.

Im Prignitzer Heimat-Magazin für den Kreis Perleberg*, schreibt Dr. W. Hennies zum Thema Backofen: „Backöfen hatten früher vielfältige Funktionen zu erfüllen. An erster Stelle stand das Backen von Brot und Kuchen sowie das Braten von Fleisch. Genauso wichtig war das Haltbarmachen von Obst durch Trocknen, wozu man die Restwärme nach dem Backen nutzte. Im Ofen dörrte man Birnen, Pflaumen und Äpfel zu Backbeern, Backplumm und Backappel. Selbst Kirschen wurden getrocknet, um dann wie Rosinen verwendet zu werden.“

Ursprünglich stand der Backofen im oder am Haus. Wegen der Feuersgefahr bestimmte 1606 der brandenburgische Kurfürst*, dass „Backöfen, denen fast ein jeder Bawr einen in seinem Hause hat“ entfernt vom Hof zu bauen. Die Verordnung wurde aber nur schleppend durchgesetzt, weil sich neben der Arbeit für einen separat zu errichtenden Backofen etliche Unbequemlichkeiten ergaben: Die Backwaren mussten erst vom Haus zum Ofen und zurück transportiert werden, das Vorbereiten und Beschicken bei Wind und Wetter dauerte Stunden. 1701 gab die „Feuer Ordnung auffm Lande in der Chur und Merck Brandenburg“ * den Bauern unmissverständlich auf, ihre Backöfen, in denen sie auch „Flachs gedröget“ nicht „in noch dichte bey den Häusern zu bauen“, andernfalls sollten die Öfen von „Landreutern eingeschlagen werden.“

Und die Prignitzer Dorfordnung des Jahres 1702* legte fest: „Die Back dien solln in denen Häusern, wo sie Schaden thun können, nicht gemachet noch geduldet, sondern an solche Oerter gesetzt werden, da man sicher seyn, dieselben sehen und verwahren könne, und soll ein jeder Nachbar, so Brodt oder Obst backen, oder Flachs und dergleichen dürren will, seine Oefen zu Verhütung Unglücks, niemals des Nachts, sondern allezeit bey Tage heitzen, worauf der Schulze und Schöppen fleissig bei zwei Reichsthaler Straffe Acht zu geben.“

1819 ordnete der Landrat der Westprignitz zur Bauweise an: „Es muss hiernach der Backofen mit massiven Mauern und einem Ziegeldache, so wie mit einem mindestens 3 Fuß breiten Vorgelege, aus welchem der Schornstein herausgehet, versehen sein. Der Ofen selbst ist mit einer eisernen Thüre zu versehen.“ *

Vor dem Backen muss der Ofen geheizt werden. Dazu wird Backbusch in den Ofen gelegt, mit Stroh angezündet und immer wieder nachgelegt. Die Glut wird mit der Ofenkrücke verteilt, nach etwa 90 Minuten ist der Ofen weiß. Auf dem Schieber hält man drei aufrecht angebrachte Roggenähren hinein. Werden diese braun, ist die Temperatur richtig, glühen sie auf, ist der Ofen zu heiß.

Ich kann mich nicht entsinnen, jemals besseres oder besser schmeckendes Brot als das „Sülwsbackt“ (Selbstgebackene) gegessen zu haben. Daher finde ich es auch sehr bedauerlich, dass nichts für die Erhaltung dieser Backöfen getan wurde. Aber sicherlich ist es bequemer, sein Brot beim Bäcker zu kaufen, als sich die Arbeit mit dem Backen zu machen.

* Im Manuskript des Buches fehlen leider konkretere Angaben zu den aufgeführten Publikation.